Ganztags 5

ggorangge

Doppelt hält besser.
Ovid

28. November 1994, 8400 Tage, 1200 Wochen, oder ein Tag vor meinem 23. Geburtstag.

Die Schule habe ich erfolgreich hinter mich gebracht, und mein Abitur nicht mit Volleyball und Singen (siehe den Artikel davor), sondern mit Mathematik, Kunst, Geschichte und Biologie erarbeitet. Und obwohl die Bewerbungsunterlagen für das Biologiestudium schon ausgefüllt waren, habe dann doch auf den ursprünglichen Plan des Architekturstudiums zurückgegriffen. Heute nochmals vor die Wahl gestellt sähe die Entscheidung anders aus. Ich würde kein Studium mehr machen, sondern eine gute handfeste Ausbildung. Der Nachteil wenn man das letzte von vier Kindern ist: Einer soll dann doch studieren, und irgendwie schien es ganz natürlich zu sein.

Ich war aber dann doch nicht der Typ für das akademische Lernen. Das hätte ich eigentlich auch schon nach den ersten drei Jahren merken können. War ich doch immer der Letzte, der irgendwie mitbekommen hat dass man sich in irgendwelche Listen eintragen musste, bestimmte Seminare belegen muss oder sich zu Prüfungen anmelden. Ich frage mich bis heute wie ich mich da durchgemogelt habe, obwohl ich teilweise bis heute bestimmte Strukturen nicht verstanden habe.

Am negativsten blieb mir jedoch diese geheuchelte Gemeinschaftsdenken der Studierenden im Gedächtnis, die aber bereits alle schon vom Konkurrenz- und Karrieretrieb angetrieben wurden. Jeder war sich selbst der Nächste, aber die Studentenzeit wurde dennoch als so wunderbar gefeiert.

Noch schlimmer als die Studenten waren aber die Hochschulprofessoren. Die Lehrtätigkeit war nur ein Nebenjob ihrer großartigen Architekturtätigkeit, jedenfalls vermittelten sie dies sehr gerne. Sprechstunden von einer halben Stunde in der Woche, Betreuung nur von treu ergeben Vasallen um dann nur zur Benotung zu erscheinen und dann einen auf Halbgott zu machen, Ausnutzung von Arbeitskräften und sogar Diebstahl geistigen Eigentums von den Studenten.

Man merkt, ich habe die Studienzeit genossen. Nun, das stimmt insofern, als dass die Zeit neben dem Studium natürlich großartig, da mannigfaltig war. In der glücklichen Lage mir mein Studium nicht selbst verdienen zu müssen, konnte ich die Zeit viel für Reisen, Konzerte und sonstige Zerstreuung nutzen. Also doch keine verschwendeten Jahre.

Der vermutlich größte Fehler war, dass ich in Aachen studiert habe, also nicht weit von meiner Heimat entfernt. Dieses hat dazu geführt das ich mich nie richtig dort eingerichtet habe, im Gegenteil, kurz nach dem 23. Geburtstag zog ich wieder nach Köln und bin nach Aachen gependelt. Ich kann nur jedem der vor der Wahl des Studienortes steht empfehlen, geht soweit wie möglich von eurer Heimat entfernt studieren.

2 Gedanken zu „Ganztags 5&8220;

  1. Ich glaube da kommt es aber auch auf das Studienfach an. Ich nehme an bei Architektur waren es bestimmt viele Studenten. Wir waren nur zu sechst im Semester, da war das Verhältnis untereinander und zu den Profs (davon hatten wir übrigens drei) wahrscheinlich anders als bei Euch. Zumal uns gleich im ersten Semster beigebracht wurde, dass wir es alleine nicht schaffen, nur zusammen. Zu den vieren, die mit mir zusammen Diplom gemacht haben, habe ich immer noch regelmäßig Kontakt, obwohl die auf der ganzen Welt (Schottland, Brasilien, Luxemburg, Berlin) verteilt leben. Kann mir aber vorstellen, dass es in einem Massenstudiengang nicht so besonders toll ist. Vor allem, wenn man schon vorher weiß, dass die Jobs hinterher knapp sind. Man hört ja auch von BWL und Jura Geschichten, wo Seiten aus Lehrbüchern gerissen werden, damit die Kommilitonen die Informationen nicht bekommen. Sowas macht dann natürlich keinen Spaß.

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