Themenpark BCN

P1030799Trotz meiner umfassenden Reisen in meinem Leben war ich dieses Jahr das erste Mal in Spanien. Anfang des Sommers in Madrid und nun in Barcelona. Nach meiner Rückkehr sah ich in den letzten Tagen immer wieder in erstaunte Gesichter, als ich auf die Frage „Und, wie fandest du Barcelona?“ mit dem Satz antwortete: „Barcelona ist ohne Frage eine schöne Stadt, aber Madrid finde ich wesentlich reizvoller“.
Ich will diese Aussage erklären: Mehrere Faktoren spielen eine Rolle. Der Zeitpunkt nach Barcelona zu reisen war sicherlich nicht der beste. Es war Hauptreisezeit und dementsprechend viele Touristen waren anwesend. Dazu kamen noch unzählige Tagestouristen aus den umliegenden Strandbunkern. Zweitens hat Antonio Gaudi der Stadt teilweise seinen Stempel aufgedrückt. Natürlich war er ein genialer Architekt, aber ich mag seine Architektur einfach nicht.

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Über die Menge an Touristen will ich mich gar nicht beschweren, wie auch, ich bin schließlich selbst einer. Aber die Art des Tourismus die Barcelona anzieht und auch fördert gefällt mir nicht, und sie wird der Stadt auf lange Sicht auch nicht gut tun. Die obligatorischen „Karikaturmaler“, Souvenirhändler, lebenden Statuen etc. gibt es jeder Stadt. Aber meist ist dies auf einen bestimmten Radius beschränkt. In Barcelona hatte ich jedoch das Gefühl mich in einem Themenpark zu bewegen. Befriedigt wird zum größten Teil nur, ich sage dies jetzt bewußt provokant, Unterschichten-Urlaub. Billigster Ramsch gepaart mit kulturloser Unterhaltung. Die Stadt dient nur noch als Kulisse, die Einheimischen als Servicepersonal. Eine gefährliche Entwicklung für die Stadt, denn die Kulisse ist austauschbar. Die Stadt wird ihres ursprünglichen Charakters beraubt und ist nur noch Hülse für den globalisierten Unterhaltungsmarkt. Ein zweischneidiges Schwert, denn einerseits lebt die Stadt vom Tourismus, aber andererseits muss sie sich vor der Überwucherung schützen. Barcelona hat da meiner Meinung nach einiges falsch gemacht. Als Beispiele nehme ich nur mal den Hafen und die Vila Olimpica. Hier wurde vollkommen einseitig auf Konsumtourismus gesetzt: Einkaufszentren, IMAX, Aquarium, Spielcasinos. Gesichtslose Vergnügnungstempel in Allerweltsarchitektur. Als ob Barcelona nicht in Spanien liegen würde, sondern eine Nachbarstadt von Miami wäre. Nicht häßlich, aber Magnet für alles Kulturloses. Die Falle in die Barcelona tappt, ist für alle Reiseziele ein Problem. Aber es gäbe Möglichkeiten sie zu umgehen.

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Nochmals: Ich mag Barcelona und finde es auch eine schöne Stadt, aber die Stadt ist mir zu sehr auf eine Art des Tourismus zugeschnitten die ich nicht sonderlich schätze. Und der Tourismus hat die Oberhand über die Menschen die in der Stadt leben. Deshalb finde ich Madrid reizvoller. Die Mischung zwischen funktionierender lebendiger Stadt und Tourismus ist ausgewogener, und sie bewahrt trotz Fortschritts ihren eigenen Charakter.


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