Man verlässt mit einer Gruppe von Freunden den Kinosaal, und es herrscht fast einhellig die Meinung gerade den langweiligsten Film aller Zeiten gesehen zu haben. Ich bin verwirrt, war ich in einer anderen Vorstellung? Ich habe gerade etwas sehr gutes gesehen, und kann das schnelle Urteil der anderen nicht nachvollziehen.
Nach ein paar Tagen ändert sich meine Meinung: Der Film war nicht nur sehr gut, er war großartig! Viele Puzzlestücke finden sich erst nach und nach, und der Film schreit förmlich nach einer Zweitbetrachtung.
Eine klassische Filmbetrachtung würde dem Film nicht gerecht, es wäre so als würde man versuchen Philosophie und Poetik in Dosen zu verpacken. Es gibt keine Handlung im herkömmlichen Sinn, nur Sichtweisen. Die Reise ins Bewusstsein folgt keiner rationalen Realität.
Ich verstehe warum man den Film langweilig und schlecht findet, andererseits verstehe ich es nicht. Der Fehler liegt im Marketing: Enemy ist kein Streifen mit Doppelgänger-Thema. Allerdings scheitert jede andere Art der Kategorisierung daran, dass man zu viel verraten würde, bzw. die Vielschichtigkeit des Films von vornherein einengen würde. Den Film zu beschreiben und zu vermarkten gleicht dem Versuch bei einem Soufflee die Ofentür vorzeitig zu öffnen um es jemanden zu zeigen.
[xrr rating=10/10]