Gemeinschaft

ggg

Das Wort Familienbande hat einen Beigeschmack von Wahrheit.
Karl Kraus

Die französischen Kinowochen gehen weiter. Gestern wurde endlich der Film Le premier jour du reste de ta vie, oder C’est la Vie wie er in Deutschland heißt, gesehen.

Die Handlung ist schnell erklärt: Der Film erzählt die Geschichte einer fünfköpfigen Familie, aneinander gereiht in verschiedenen Episoden von 1988 bis heute. Es sind alltäglich Geschichten einer durchschnittlichen Familie, die jeder so oder ähnlich selbst kennt, oder schon mal gesehen hat. Dies klingt erstmal wenig spektakulär und besonders innovativ.
Dennoch ist ein kleines Meisterwerk entstanden. Denn genau die teilweise banal wirkende Realität des Werdegangs der Familie schafft es, dass man sich von der ersten Minute an mit den Charakteren identifizieren kann und mit ihnen lacht, leidet, weint und sich freut. Der ganze Film besitzt eine wunderbare Art der Leichtigkeit, wie sie ihn nur die Franzosen hinbekommen. Keine übertriebene Dramatik, keine tiefgründigen Erklärungsversuche. Dem Zuschauer wird so viel Freiheit wie möglich gelassen die Handlung auf das eigene Leben zu übertragen.
Deshalb vermute ich, dass jeder Zuschauer mit einem anderen Schwerpunkt aus diesem Film rausgehen wird. Es ist wie das betrachten eines fremden Fotoalbums oder alter Tagebücher. Man vergleicht und bewertet unweigerlich mit der eigenen Geschichte, und fühlt sich schnell als ein Teil des Gesehenen.
Die Leichtigkeit rührt auch durch eine äußerst ausgewogene Verteilung von Humor und Tragik her. Nie ist etwas so tragisch als ob es den ganzen Film überschattet, und der Tod wird zwar als schmerzlicher jedoch auch normaler Teil des Lebens beschrieben. Ebenso sind die humoristischen Elemente nicht so dominant, als dass sie Probleme und Schicksalsschläge nicht mehr ernst nehmen würden. Da die Ereignisse auch nicht besonders außergewöhnlich sind, wird auch keine Zeit mit großen Erklärungen verschwendet. Ein kleiner Kameraschwenk oder ein kleiner Satz reichen oft schon aus, um die verschiedenen Zeitsprünge und Episoden miteinander zu verknüpfen.
Ein wirklich hervorragender Soundtrack und gut gewählte Nachwuchsschauspieler runden den Film nach oben ab.
Gerade meine Generation, und jeweils eine vor und nach mir, werden mit diesem Film viel anfangen können, da zusätzlich zu den alltäglichen Familiengeschichten auch die passenden Jahrzehnte unserer eigenen Entwicklung den Rahmen bilden.

Mein Fazit: Ein weiteres Beispiel dafür, warum der französische Film für mich bereits ein Qualitätsmerkmal darstellt.

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