Gelernt

bagguette

Um Gutes zu lernen, genügen tausend Tage nicht; um Schlechtes zu lernen, ist eine Stunde bereits zuviel.
Aus China

Der vermutlich letze Kinogang vor den diesjährigen Oscars führte mich in An Education.

Jenny (Carey Mulligan) ist eine 16-Jährige Teenagerin in einem Vorort von London im Jahre 1961. Sie ist neugierig, talentiert und auf der Schwelle zum Erwachsensein, dennoch noch ein wenig gefangen in jugendlicher Unschuld und Naivität. Sie lernt fleißig und gehorsam auf ihrem Weg zu einem Oxford-Studium, träumt jedoch gleichzeitig davon in Paris zu leben und sich der Künste und Kultur zu widmen. Die Balance zwischen dem behäbigem, etwas langweiligen Leben und dem glamourösen Traum gerät ins Wanken, als sie den mit 30 Jahren wesentlich Älteren David (Peter Sarsgaard) kennen und lieben lernt. Der Lebemann entführt Jenny in Konzerte, Jazzclubs, nächtliche Dinner und schlussendlich zu Wochenendausflügen außerhalb der Stadt, sogar bis nach Paris. Selbst Jennys Eltern verlieren bald ihre anfängliche Skepsis an dem doppelt so alten David und verfallen recht schnell seinem unwiderstehlichen, weltmännisch wirkenden Charme. Selbst der Zuschauer kann sich dem Charme nicht entziehen, auch wenn es bereits besser wissen sollte.

Die Auswirkungen lassen nicht lange auf sich warten, Jenny vernachlässigt die Schule immer mehr, und das Ziel Oxford verliert sich aus den Augen. David ist lustig, aufmerksam, ein wenig gönnerhaft und kümmert sich liebevoll um Jenny. Er scheint ein ernsthaftes Interesse zu haben und drängt sie zu nichts. Unter seine Obhut blüht Jenny auf.

Wohin der Film führt kann man evtl. erahnen, soll jedoch hier nicht weiter vorweg genommen werden.

Lone Scherfigs (Wilbur Wants To Kill Himself, Italienisch für Anfänger) gelingt hier nach Vorlage von Nick Hornby ein recht ansprechendes Drama in Grundzügen eines Coming-of-Age-Films. Getragen wird der Film besonders von den zwei außerordentlichen Hauptdarstellern. Während Peter Sarsgaard schon ein wenig bekannter ist, und er hier eine wirklich überzeugende Leistung des aalglatten Lebemanns abgibt, ist Carey Mulligan sicher die Entdeckung des Films. Mit welcher Brillanz sie der 16-Jährigen Jenny Leben einhaucht, wie sie den schmalen Grat zwischen Naivität, Frühreife und jugendlicher Rebellion meistert, das ist schon mehr als eine Glanzleistung. Da auch die Nebendarsteller gut besetzt sind und ihnen interessante Charakterbilder auferlegt wurden, wiegt es auch nicht ganz so schwer, dass der Film am Ende ein wenig schwächelt. Das Ende hätte gerne ein Stück weit offener gestaltet werden können, so dass man nicht mit einer moralischen Belehrung konfrontiert wird, die etwas zu sehr in den Mittelpunkt rückt.

Ansonsten ist der Film nämlich getragen von einer traumhaften Atmosphäre die teilweise märchenhafte Züge zeigt, jedoch ohne jemals zuckersüß und entrückt zu wirken.
Ein wunderschöner unterhaltsamer Film, der vor allem durch Atmosphäre und schauspielerischer Leistung zu überzeugen weiß. Auch ein gutes Beispiel wie man aus einer relativ unspektakulären Geschichte dennoch einen ansprechenden Film machen kann. Nicht perfekt und auch mit ein paar Schwächen insbesondere zum Ende, aber ein sehenswerter Film.

[imdb]1174732[/imdb]

Ein Gedanke zu „Gelernt

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