Verschwörungstheorien

16506Fünf Jahre ist es nun her. Seltsam wie Nah und gleichzeitig Entfernt es scheint. Ich erinnere mich wie ich vor Jahren auf dem Südturm des WTC stand. Die Dämmerung setzte ein, und wenn man nach Osten blickte sah man die Nacht während es im Westen noch taghell war. Es war wolkenlos, und von hundertzehn Stockwerken tiefer hörte man das entfernte Rauschen der Großstadt. Schon damals wirkte die Szenerie surreal, aber mit den Ereignissen von vor fünf Jahren erscheint mir meine Erinnerung wie ein Film von David Lynch.
Ich kann kaum Bilder des 11. Septembers sehen, ohne dass mir die Tränen kommen. Dies hat weniger mit Mitleid als mit Sehnsucht zu tun. In der Erinnerung verblassen schlechte Erfahrungen und Ereignisse, so dass die Vergangenheit immer mehr in einem positivem Licht erscheint nach der man sich sehnt. 9/11 ist ein so markantes einschneidendes Ereignis gewesen, dass es einfach als Wendepunkt dient. Damit endete eine nie existierende Vergangenheit, und deshalb kommen mir immer wieder die Tränen.
Ich war seitdem nicht wieder in New York.

Mit dem Jahrestag haben auch die Verschwörungstheorien wieder Hochkonjunktur. Allen voran dieser im Internet verbreitete Film „Loose Change“. Es gibt kaum etwas was mich wütender machen könnte. All diese angeblichen Fakten die mit vollkommenem hanebüchenen Wissenschaftsthesen vermischt werden sind äußerst respektlos. Im Time-Magazin gab es diese Woche einen sehr guten Artikel dazu. Der Grund in den Verschwörungstheorien liegt demnach in dem Unverständnis der Menschen von Ursache und Wirkung. Solch massive Ereignisse wie die Anschläge des 11.9. bedürfen in den Köpfen der Menschen auch einer massiven Ursache. Einfache logische physikalische Reaktionen wirken in diesem Fall zu einfach. Als Beispiel wird die Verschwörungstheorie der explodierenden Stockwerke genannt. Beim Einsturz der Türme explodieren tiefer gelegene Etagen scheinbar zeitgleich mit dem Zusammensturz. Dies ist ein vollkommen einfache physikalische Erscheinung. Die oberen Stockwerke fallen zusammen, so dass im Inneren des Turms ein enormer Druck entsteht. Dadurch bersten tiefer gelegene Fensterfronten. Ein ganz einfaches Prinzip wie in einer Luftpumpe. So eine Banale Erklärung erscheint vielen Menschen jedoch einfach nicht proportional genug zum Ausmaß der Katastrophe.
Mich macht es jedoch nur wütend, weil man die Tat und vor allem die Opfer instrumentalisiert, und so den Terroristen in die Hände spielt. Verschwörungstheorien, sogenannte Verteidungskriege der USA, Aufstockung des Überwachungsstaates in Deutschland etc., all dies sind eindeutige Erfolge des Terrorismus.

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